Wolfgang Kubicki: Bullshiteer und Populist
- Felix Thiele
- 24. Aug. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Uns fehlt Gas, weil Putin den Hahn an der Pipeline Nordstream 1 zudreht. Und nun? Darth Söder zum Beispiel fällt nichts besseres ein, als die bayerischen Stuben mit Atomkraft zu heizen. Andere wollen das Gas woanders als in Russland holen, wofür sich eine Reihe lupenreiner Autokratien wie Saudi Arabien und Katar anbieten. Und dann gibt es tatsächlich auch welche, die wollen Gas einsparen - am Ende verlangen die noch, dass ich im Winter einen Pullover trage und lange Hosen. Welch Zumutung!
Zum Glück lebt hoch im Norden ein alter weiser Mann, der immer für eine geniale Idee gut ist. Sein Plan diesmal: Wenn der Putin uns die Pipeline Nordstream 1 zudreht, dann holen wir uns das fehlende Gas doch gleich nebenan über die schicke, neue Pipeline Nordstream 2!
Nach kurzem Nachdenken kommt Ihnen diese Idee nicht sehr klug vor, vielleicht sogar ziemlich dämlich? Wenn Putin so einfach Nordstream 1 abschalten kann, was hindert ihn daran, auch Nordstream 2 zuzudrehen, meinen Sie? Ja, da haben Sie wohl recht, was die Frage aufwirft, warum, nennen wir ihm beim Namen: Wolfgang Kubicki, Vizepräsident des Deutschen Bundestages, genau diesen Vorschlag gemacht hat. Einige Kommentatoren erklären sich die Angelegenheit so, dass Kubicki auf ”Moskaus Narrativ” hereingefallen sei. Kubicki ist aber ein kluger Mann. Man kann also davon ausgehen, dass er genau weiß, dass er Bullshit erzählt, und dass er damit eine Absicht verfolgt. Nur leider ist die Absicht nicht, die Gaskrise zu überwinden, denn dafür taugt sein Vorschlag, wie gesagt, nicht. Worum geht es dann? Um Wählerstimmen. Trump und Johnson haben es vorgemacht, wie man als Bullshiteer mit teils halbwahren, teils auch einfach erfundenen Äußerungen Stimmung machen und Wahlen gewinnen kann.
Aus Kubicki wird sicher kein Trump mehr, auch den Möllemann wird er nicht schaffen. Aber es ist schon bedenklich, wenn die FDP, die sich dem Schutz der freiheitlich demokratischen Grundordnung verschrieben hat, einen Populisten in ihren Reihen duldet. Das die AfD ins gleiche Horn bläst und einen „heißen Herbst“ ankündigt, darf einen da eigentlich nicht wundern.
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