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Aus dem geheimen Tagebuch einer Wissenschafts-Politikerin

  • Autorenbild: Felix Thiele
    Felix Thiele
  • 23. Juni 2024
  • 2 Min. Lesezeit




Liebes Tagebuch, ich bin traurig, denn um die Wissenschaft in diesem meinem Lande steht es schlecht! Offenbar hält sich besonders an den Universitäten immer noch der Irrglaube, dass Wissenschaft in Freiheit am besten gedeiht. Dass Narrativ dieser gefährlichen Träumerei geht ungefähr so: Wissenschaftlicher Fortschritt sei häufig das Ergebnis einer kritischen Prüfung von bislang als brauchbar, gültig oder gar wahr erachteten wissenschaftlichen Behauptungen, Konzepten und Theorien. Dass diese Prüfung häufig kontrovers verläuft sei nicht verwunderlich, denn die Regeln des wissenschaftlichen Diskurses seien kompliziert und oft selbst umstritten. Auch persönliche Motive würden eine Rolle spielen - ein „neue“ Theorie als Ausgangspunkt für eine Karriere, die Verteidigung einer „alten“ Theorie als Lebenswerk oder der Wunsch nach Macht und Ansehen. Nun gut, liebes Tagebuch, das mag ja so sein, was mich aber schockiert ist, dass diese Leute nicht erkennen, dass sie dringend Hilfe brauchen! Im Gegenteil, sie behaupten sogar, dass so, wie sie es machen, am besten Wissenschaft zu betreiben sei und wir die Politiker sie in Frieden lassen sollen. Und dabei bezahlen wir die ganze Chose. Und natürlich zitieren sie dann wieder den heiligen Humboldt, den Wilhelm meine ich. Im Vertrauen liebes Tagebuch glaube ich ja, dass der Bruder vom Wilhelm also der Alexander nur deshalb Naturforscher geworden ist und sich jahrelang im südamerikanischen Urwald und später in Paris versteckt hat, dass er dass nur deshalb gemacht hat, weil er das Gelaber seines Woke-Bruders nicht mehr aushalten wollte. Jedenfalls hat der dusselige Humboldt, Wilhelm gesagt: dass Leute wie ich, also die Politiker, wenn es um Fragen der Universität geht,  „immer hinderlich“ sind und es ohne unsere Einmischung „unendlich viel besser ginge“. Das musst Du Dir mal vorstellen, liebes Tagebuch, die Wissenschafter wollen, dass ihr chaotisches Durcheinander als Wissenschaftsfreiheit und Meinungsfreiheit auch noch von uns geschützt wird. So ein Mist. Ich werde da mal aufräumen müssen. Ich hatte meiner Staatssekretärin ganz inoffiziell per Augenaufschlag den Auftrag gegeben, prüfen zu lassen, ob wir diesen Heinis an der Uni, die unbedingt ihre Meinung sagen wollen, die Forschungsgelder kürzen können, damit die mal langsam kapieren, dass gute Wissenschaft im Ministerium gemacht wird. Leider, ist das rausgekommen. Ich fürchte, dass irgendwo ein verfassungs-treuer Gutmensch im Ministerium, das durch gestochen hat. Den kriege ich aber auch noch.

Eine Sache liebes Tagebuch habe ich dir noch gar nicht gesagt: ich habe mich mit dem  Pistorius auf ein Stück Buttercremetorte verabredet. Ja, ja, das ist der Verteidigungsminister, der gerne die Wehrpflicht wieder einführen will, aber nichtmal einen freiwilligen Fragebogen an die Jungs und Mädchen im wehrfähigen Alter verschicken darf. Manche meinen offenbar, dass es ungerecht wäre, wenn auch Frauen sich für ihr Land totschießen ließen, denn wer soll dann die Kriegswaisen großziehen. Also der Pistorius braucht doch Soldaten. Vielleicht, hab ich mir gedacht, schicken wir ihm ein paar von den aufmüpfigen Professoren, damit die mal Zucht und Ordnung lernen.


Und was sagt unser Kanzler dazu?

  1. Ich kann mich nicht erinnern.

  2. Wer Führung bestellt, bekommt auch welche.

  3. Nix

 
 
 

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